Im heutigen Thüringen gab es zwischen 1945 und 1990 mindestens 142 Orte stationärer Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in Heimen. Den weitaus größten Anteil machen dabei der Volksbildung zugeordnete Heime in staatlicher Trägerschaft aus: so genannte Normalheime, Spezialheime (Spezial-Kinderheime und Jugendwerkhöfe) und Durchgangsheime. Hinzu kommen Heime in konfessioneller und privater Trägerschaft (bis 1952). Im Projekt mit berücksichtigt wurden aber auch Einrichtungen des Gesundheitswesens, vor allem Stationen der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Behinderteneinrichtungen mit Internatsunterbringung und Pflegeheime. Im Projekt werden all diese Orte als Heimorte bezeichnet.
Nur wenige dieser Heimorte sind der Öffentlichkeit bekannt. Über die Kindheit im „Heim“ wird in erster Linie nur unter den Betroffenen gesprochen. Viele von ihnen berichten über die Erfahrung von Unrecht, Gewalt, sexuellen Übergriffen während ihrer Zeit in Heimen. Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gibt es eine Gedenkstätte: in Torgau, am Ort des Geschlossenen Jugendwerkhofs. Doch angesichts der großen Zahl von Heimen und der mit ihnen verbundenen Schicksale stellt ein einziger, zentraler, Ort keine adäquate Möglichkeit dar, der eigenen Kindheit und Jugend, der individuellen Vergangenheit, ihren Plätzen und Begebenheiten, wieder zu begegnen. Das Projekt „Virtuelle Gedenkstätte: Orte der Heimerziehung in Thüringen 1945-1990“ will das im Rahmen seiner Möglichkeiten ändern. Mit der Website www.heimortethueringen.de bieten wir eine offene digitale Plattform, auf der sich über die Orte der Heimerziehung in Thüringen informiert, ausgetauscht und vernetzt werden kann.
Auf der Karte sind die Heimorte in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR in Thüringen markiert. Über einen Klick auf den jeweiligen Pin in der Karte und auf den blau markierten Namenszug des Heimes können weitere Informationen zum Heim abgerufen werden.
Ausführliche Informationen zu den Heimorten in Thüringen sind in den allermeisten Fällen bis heute nicht erarbeitet und nach wissenschaftlichen Kriterien belegt worden. Es fehlt eine einführende und zusammenfassende Darstellung. Mit dem Projekt wird daher auch eine systematische Untersuchung zu den verschiedenen Orten stationärer Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in den Thüringer Archiven vorgenommen.
Das Projekt wird gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.